Sonntag, 7. April 2013

Kanalinsel Jersey 2012



Bucht von St. Brelade


Für eine Woche im August 2012 schloss ich mich auf der Kanalinsel Jersey einer Wandergruppe an. Was ich bei der Buchung noch nicht wusste, bestand die Gruppe nur aus Frauen. Da wir uns auf Anhieb alle gut verstanden, war das kein Nachteil.

Die Kanalinseln liegen im Golf von St. Malo vor der französischen Küste, gehören jedoch zu Großbritannien bzw. unterstehen direkt der britischen Krone. Sie gehören nicht zur EU. Es wird dort sowohl Englisch als auch Französisch gesprochen. Die Kanalinseln sind vor allem als Steuerparadies bekannt. Ich habe tatsächlich noch nie so viele Banken an einem Ort gesehen wie auf Jersey. Bemerkenswert ist daneben der große Tidenunterschied von bis zu 11 Metern.
Jersey hat eine eigene Währung, das Jersey Pfund. Das Guernsey Pfund ist auf Guernsey und allen anderen Kanalinseln das Zahlungsmittel. In anderen Teilen von Großbritannien werden diese nicht akzeptiert und sind vor der Einreise umzutauschen.
Das Aushängeschild ist jedoch eine Kuh. Die Jersey Kühe sollen qualitativ die besten Kühe von Großbritannien sein und demnach muss es auf Jersey auch die beste Milch geben :)
Ich empfehle daher, das Eis, die Schokolade oder den Cream Tea mit der clotted cream zu probieren :)

St. Catherine's Wood
Unser Hotel lag am Rande der Inselhauptstadt St. Helier, im Süden der Insel. Wir genossen ein gutes Frühstück und ein noch besseres Abendessen, immer ein 3-Gänge-Menü. Die köstlichen Desserts wie „Apple Crumble“ oder „Toffee Pudding“ haben sich mir besonders eingeprägt.
Als wir an einem Samstag Mittag angekommen sind, begrüßte uns gleich die Sonne herrlich strahlend. Am ersten Tag haben wir uns St. Helier auf einem kleinen Spaziergang angesehen. Beim Strand angekommen, erblickten wir Elizabeth Castle. Es wurde zu Zwecken der Verteidigung genutzt. Bei Ebbe zu Fuß erreichbar, bei Flut mit dem Amphibienfahrzeug.

Am nächsten Tag führte uns unsere erste Wanderung von Rozel nach Gorey, entlang der Ostküste. Wir wanderten durch St. Catherine's Wood, einem besonders schönen Waldgebiet. Es war eine Wonne, die vielen alten Bäume und herrlichen Gärten zu sehen.



Mont Orgueil Castle
Unser Ziel, das Hafenstädtchen Gorey, ist klein. Bekannt ist es wegen seines Schlosses, Gorey Castle (englisch) oder Mont Orgueil Castle (französisch), direkt am Meer gelegen. Beeindruckt haben mich vor allem die künstlerischen Darstellungen der recht bewegten Vergangenheit des Schlosses. Ein Künstler hat z.B. den maritimen Bezug des Schlosses mit einem Boot aus Holz und maritimen Motiven darin dargestellt. Ein anderer Künstler hat einige Handwerker, die auf dem Schloss gearbeitet haben, als lebensgroße Holzfiguren in einen kleinen Park gestellt.


Bei Mont Orgueil Castle
Unter die Haut ist mir eine Darstellung des einstigen Hexenkellers gegangen. Es war eine ca. 3 Meter hohe Gitterwand mit mehreren kleinen Kurbeln daran zum Drehen. Während des Drehens quietschten sie furchtbar unangenehm und es bewegten sich kleine Hexenfiguren auf Besen reitend oder mit dem Teufel im Bunde. Der Künstler wollte auf die damals bestehenden Klischees hinweisen und mit den Geräuschen die Qualen der Folter hörbar machen. Dies ist ihm meiner Meinung nach sehr gut gelungen.

Bucht von St. Brelade
Die zweite Wanderung startete von Portelet Bay im Süd-Westen der Insel bis zur Bucht von St. Brelade. Die Sonne begleitete uns den ganzen Tag. Die Ausblicke von der Küste auf das Meer waren einmalig schön. Ich habe auf dieser Wanderung die meisten Fotos gemacht. Einige von uns badeten sogar oder gingen mit den Füßen ins Wasser. Unbedingt erwähnenswert ist die kleine Kapelle von St. Brelade. Sie hatte für mich einen außergewöhnlichen Charme.

Nach der Mittagspause ging es weiter bis zum Leuchtturm "La Corbière". Da Ebbe war, als wir ihn erreichten, konnten wir zu Fuß hingehen. Die Felsenlandschaft vor dem Leuchtturm bleibt mir besonders in Erinnerung, weil man nur selten sieht, wie der Meeresboden aussieht.

Leuchtturm "La Corbière"

Nach den beiden Wanderungen hatten wir den 1. Tag zur freien Verfügung. Ich verbrachte ihn mit fast der Hälfte der Gruppe auf der Nachbarinsel Sark. Dazu gibt es einen separaten Artikel auf meiner Seite.

Im Norden der Insel begann am fünften Urlaubstag unsere dritte Wanderung: Von der Bouley Bay zu Devil's Hole und weiter zur Bonne Nuit Bay. Auf dem Weg dorthin passierten wir den kleinen Ort Gref de Lecq, wo der einzige gezeitenunabhängige Strand liegt. Der Strand ist sehr hübsch, nur viel zu klein für die vielen Menschen, die sich dort tummelten.

Den zweiten Tag zur freien Verfügung verbrachten wir alle sehr unterschiedlich. Ich entschloss mich, das Herrenhaus Samarez Manor mit Garten in St. Helier anzusehen. Anschließend fuhr ich quer durch die Insel zum „Pallot Steam Museum“ und habe mir dort viele alte Autos und Lokomotiven angesehen. Fast noch interessanter war es, mit dem Bus durch das Inselinnere zu fahren. Dies zeigte mir, dass nicht nur die Küstenabschnitte, die wir auf unseren Wanderungen gesehen hatten, schön sind, sondern auch die Landschaft im Inneren hatte seinen ganz besonderen Reiz. 

Samarez Manor
Unsere letzte Wanderung führte uns von der Bonne Nuit Bay bis nach Rozel. Es war der einzige Tag, an dem es etwas regnete und somit auch etwas nebelig war. Für mich sah das nahegelegene Meer verzaubert und mystisch aus. Da Rozel auch ein Schmuggler-Paradies war, rangten sich einige Sagen um den Ort, wie z.B. von einem großen, schwarzen Hund, der nachts sein Unwesen treiben soll. Natürlich haben die Schmuggler diese Sage erfunden, damit die Anwohner nach Einbruch der Dunkelheit zuhause blieben und sie ungestört Ihre Waren transportieren konnten.


Rozel Bay
Am Nachmittag stießen wir in Rozel auf ein Hotel, das Cream Tea anbot. Zusammen mit zwei Weggefährtinnen probierten wir ihn. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn ich behaupte, dass es dort den besten Cream Tea (Scones mit Butter, Erdbeermarmelade und Clotted Cream und einem Kännchen Kaffee oder Tee) gab. Das war ein gelungener Abschluss eines wunderbaren Urlaubs.
Mein Urlaub war hier zu Ende. Für die folgenden Sehenswürdigkeiten hat meine Zeit nicht mehr ausgereicht: Europas größtes Ganggrab „La Houghe Bie“, der Jersey Zoo, „Jersey War Tunnels“, das maritime Museum und das „Hamptonne Country Life Museum“.

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